Goethe als Modeschöpfer: Wie sein Werther trug man gelbe Hosen und Hemden mit blauem Mantel. 1972, fast zweihundert Jahre später, schrieb Ulrich Plenzdorf „Die neuen Leiden des jungen Werther“: „Jeans sind eine Einstellung“. Ein Skandal in der DDR. Truman Capote machte in seiner Novelle „Frühstück bei Tiffany“ das kleine Schwarze unsterblich. Elke Heidenreich verbindet Plisseeröcke und Kamelhaarmänteln mit persönlichen Situationen und Beziehungen. Und: „Der Teufel trägt Prada“ -die bitterbösen Wahrheiten über den mörderischen Luxus-Mode-Betrieb. Aber auch ein roter und ein grüner Badeanzug, die den Sommer verzaubern. Wir stellen Geschichten vor aus dem Schrank der Weltliteratur. Mit uns stöbert der Kabarettist und Autor Rolf Breuer.
Saison-Eröffnung am 1. April um 16 Uhr zum Frühlingsfest in Hoheneck
Wir beginnen die Saison mit außergewöhnlichen Frauen: Aus Europa, aus Afrika, aus dem hohen Norden. Die Isländerin Arndis Halla wird per Video im Programm auftreten. Sie singt und erzählt von schlauen Elfen und bösartigen Trollfrauen. Sie ist Opernsängerin, Komponistin von Crossover-Musik, Reiseleiterin in der isländischen Vulkanwelt und im arktischen Eismeer. Zur Seite steht ihr die „Mutter des Meeres“ aus einer grönländischen Legende, die auf ihre sehr eigene Art für die Umwelt kämpft. Und Nofretete, ganz neu erzählt von der britisch-nigerianischen Schriftstellerin Bolu Babalola. „Ich war schon kurz davor, mit den Schriftzug Schillernde Schurkin auf den Oberarm tätowieren zu lassen.“ Geschichten von Frauen aus aller Welt, die sich von nichts und niemanden davon abhalten lassen, ihre – nicht immer sanftmütigen – Ziele zu erreichen.
Und als Schluss-Schmankerl eine besondere Heldengeschichte von unserem Eulentheater: „Wenn ich einmal reich wär…“
Bitte warm anziehen, leider sind aktuell in diesem März die Temperaturen zu winterlich, um die Scheune aufzuwärmen. Anmeldung erbeten an: vorlesescheune@posteo.de
Ein ereignisreiches Jahr mit sechs Live-Veranstaltungen und einigen Online-Aktivitäten geht zu Ende. Wir danken unserem Publikum für die Treue, für Inspiration, Applaus, Zuspruch, Ideen. Und wir wünschen allen das Allerbeste für das neue Jahr. Wir werden auch 2023 interessante Gäste haben – aus Island, aus der Wüste, vom Meer – mit ihren Geschichten und der passenden Literatur dazu.
Es ist soweit: Der Adventskalender der LeseLounge-eV, dem Verein zur Vorleseförderung für Kinder, ist ab dem 1. Dezember online.
Mitglieder des Vereins haben zaubervoll geschrieben und vorgelesen. Die VorleseScheune für Erwachsene hat mitentwickelt und eigene Geschichten beigesteuert. Denn: Erwachsene haben Kinder – für die machen auch wir immer wieder Programm.
Dieses Jahr mit einer ganz besonderen Geschichte: In unserem Adventskalender verbirgt sich ein Haus mit elf Wohnungen. Dort leben Kinder und Erwachsene, die sich als Paten um Tiere auf einem Gnadenhof kümmern. Hinter jedem Türchen erzählt eine Patin oder ein Tier die Geschichte ihrer Begegnung. Und am Ende feiern sie alle gemeinsam ein wunderbares Weihnachtsfest.
Erlkönig, Schimmelreiter und der Geist des Krieges im alten Weinkeller
Highlight: Eduard Mörike, Spuk im Pfarrhaus zu Cleversulzbach, Stimme aus dem Jenseits: Der Schauspieler Till Sterzenbach
Eine alte Scheune steckt voller Erlebnisse, die Menschen dort hatten. Oder die wir uns vorstellen. Unsere Scheune ist zusätzlich angefüllt mit Geschichten, die wir dort lesen und mit den Gedanken und Reaktionen des Publikums. Spirit und Spirits sind hier unterwegs, und die wurden ausgiebig gewürdigt. Zum erstmal konnten die Gäste auch im alten Weinkeller unter der Straße eine ganz besondere Atmosphäre zu den unheimlichen Gestalten erleben.
Dazu gab es noch ein paar bitterböse oder auch amüsante Kriminalfälle von „Tabula Rasa“, einer tödlichen Fehde zwischen zwei Schwestern, über einen Schriftsteller mit Pinguin, dessen Nachrufe das sofortige Ableben der Geehrten nach sich ziehen bis zu Miss Merkel, die Miss Marple und Sherlock Holmes ablösen möchte. Mit ihnen verabschieden wir uns in die Winterpause.
Was passiert, wenn Steine ein Eigenleben entwickeln und der Bildhauerin klarmachen, welche Form sie annehmen möchten. Viele solcher intensiven und wundersamen Begegnungen mit Steinen schilderte Monika Majer aus ihrem Atelier.
Die Veranstaltung „Das Geheimnis der Steine“ am 25. September war ausverkauft. „Eine sehr schöne Veranstaltung, sehr inspirierend“, kommentierte ein Zuschauer. Inspirierend war jeder Stein mit seinem ganz eigenen Charakter, den Monika Majer dem Publikum liebevoll vermittelte. Genau so wie die Metamorphosen, die Steine durchlaufen. Von Kalkstein zu Marmor, durch das Meer zu Muschelkalk, aus Kohlenstoff zum Diamanten.
Und auch die literarischen Passagen lieferten Inspirierendes durch die unterschiedlichen Funktionen und Bedeutungen von Steinen.
Sylvia Kern und Monika MajerSusanne Sterzenbach und Monika Majer
Steinträger in Barcelona verdienen ihr Geld und ihr Seelenheil mit der Plackerei für die Kathedrale des Meeres; Quasimodo fordert erfolgreich die wehrhaften Steine von Notre Dame als Asyl, um Esmeralda zu retten. Olga will die Denkmale der politischen Machtbehauptung zerstören. Gegen den Wolf werden Steine zur Waffe. Diamanten verstricken uns in Netze von Leidenschaft, Spionage, Gewalt, Machtspiele, Sagen und Gerüchte, Liebe und Trennung.
Geschichten aus Atelier und Literatur am 25. September
Steine ziehen uns magisch an. Wir bücken uns unermüdlich nach ihnen, weil sie glitzern oder bunt sind, weil uns ihre Form gefällt oder ihr Muster. Wir vermuten ein Geheimnis in ihnen, weil wir nicht einfach hineinschauen können. Eine Bildhauerin kann das. Sie sieht und ertastet die Geschichte und die Geschichten, die im Stein liegen, legt sie frei und arbeitet sie heraus. Monika Majer hat ihre Jugendzeit in Ludwigsburg verbracht, heute lebt und arbeitet sie in Hepsisau/Weilheim an der Teck. „Am Dreikönigstag fiel mir auf dem Weg ein kleiner Kalkstein auf. Es war eine wunderschöne Versteinerung, eine Muschel. Da stand ich dann an diesem Morgen, die Sonne wärmte mich sparsam, und war staunend still – hielt ich doch mit dem Stein an die 200 Millionen Jahre in meiner Hand.“
Stein in Grönland, August 22. Manche Gesteinsschichten sind knapp 4 Milliarden Jahre alt, fast so alt wie die Erde. Sie bergen uralte Schätze: Gold, Uran, Seltene Erden.
Seit Anbeginn der Welt bewegen die Menschen Steine und sie bewegen uns. Im Guten wie im Bösen: Steinhart, steinreich, Versteinerung, Steinigung, der Stein des Weisen, der Stein des Anstosses, einen Stein im Brett haben, Steine in den Weg legen.
Island. Am Anfang war das Feuer und die Lava. Heraus kommt ein Stein, der irgendwann mit einem Fluss schwimmt oder ins Meer fällt. Anlandet und neue Schichten bildet oder zu Sand und Kies zerfällt.
„Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man etwas schönes bauen.“ (Johann Wolfgang von Goethe, Steinsammler)
Monika Majer erzählt uns Geschichten aus ihrem Erfahrungsschatz. Und wir sammeln Steine in der Literatur. Wir finden sie im Bauch des Wolfes aus „Rotkäppchen“, auf dem Rücken eines Stein-Trägers in der „Kathedrale des Meeres“ in Barcelona, im „Steinernen Herz“ von E.T.A. Hoffmann, in Geschichten von Diamanten, deren Glanz Liebespaare und Kriminelle betören.
Sonntag, 25. September um 16 Uhr in der VorleseScheune für Erwachsene, Ludwigsburger Straße 20, 71642 Ludwigsburg-Hoheneck
Am letzten Sonntag vor den Ferien in Baden-Württemberg öffnete die Vorlesescheune für Erwachsene ihr Tor für die Kinder. Zusammen mit ihren Eltern lauschten sie gespannt ganz neuen Geschichten, die uns für diesen Tag zugeschickt worden waren. „Schubladen-Geschichten“ – geschrieben von Freizeit-Autor*innen. Annemarie Känel, die Autorin von „Die sagenhaften Reisen von Teli, dem Windhund“ war selbst gekommen und erzählte den Kindern die Fortsetzung. Veranstaltet wurde der Kindertag von der LeseLounge-ev zusammen mit der Vorlesescheune. Und die LeseLounge-Vorlese-Profis Mike, Daniela und Josefine gestalteten einige Geschichten als szenische Lesung. So wurden das kleine Kellermonster Pullipuh, der Kaiser von China, die Schleckkuh und der Zwerg Chäppeli ganz besonders lebendig.
Sehr zu empfehlen ist auch der Workshop, den die LeseLounge bereits am Samstag in der Vorlesescheune anbot und hoffentlich auch in Zukunft anbieten wird. „Lebendiger Vorlesen“ – mit vielen Beispielen und einem Werkzeugkasten, um das Vorlesen zum Erleben zu machen.